Freitag, 10. Dezember 2010

2011: Nicht das Verlorene betrauern sondern das Anwesende erkennen.



2011 ist nicht das erste Mal das Boris Nieslony durchs Prättigau zieht. Klosters wird heuer sein Arbeitsort sein.

geb. 02.10.1945 in Grimma bei Leipzig, lebt in Köln 1964-1969 Versuche, konkrete Poesie, Lyrik. 1967 Malerei, Zeichnungen, Objekte, politische Aktionen, gesellschaftsbildende Entwürfe
Schnitt 1 - Studium der Freien Kunst bei Hermann Bachmann, R.Girke, G.Graubner 1970 - 1976 /1976- 1979 Interaktive Aktionen, Untersuchungen an Photographie, Untersuchungen mit Licht, Farbe, Blau und Rot. Kommunizierendes Röhren-Archiv, Mit-Gründung des Künstlerhaus Hamburg und Gründung Kleiner Ausstellungsraum Installationen, Performance, Interaktive Projekte, Bücher, Din A 4 Kultur, Copy-Bücher, Situationen, Handlungsräume - Zeiträume - Öffentliche Räume, Plots
Schnitt 2 - Theoretische Reflexionen, Begriffsinstrumentarien, Ausrichten der thematischen Räume, Gründungen:
1980 " Alchemie des Alltags " , " Allotropie des Alltags " , " Präfigurationen ": Tisch - Stuhl - Altar - Arche - Kreuz - Gewand - Wege - etc.Interdisziplinäre Projekte: "Atlantis : Annäherung an ein zentrales Thema, Versuche "" Institut für Pataphysische Raumfahrt und Normative Äquivalenztheorie "Tableaux Vivants, Handelnde Bilder, Spiel & Streit, etc.1981 " Das Konzil, "1982 " Die Schwarze Lade " - die Skulptur des öffentlichen Interesses1983 " Die Stifter"Entwicklung des europäischen Netzwerks, Reisen, " Poetische Entwendung ", " Anthropognosie ", " Stätte der Begegnung ", " Die " Mobile Container Anlage "1985 " NEESCHA ", das Magazin (mit und durch die Stillen Helden)
Schnitt 3 - Skulpturen, Gestaltungen, Software
1985 BLACK MARKET International, ein Interaktionsmodell mit europäischen Performancekünstlern und Gäste.A S A, Ein Modell des Interdisziplinären mittels der Konstruktion von Service und der Definition von Performance mittels des Menues, die Software-SkulpturDie Schwarze Lade, das erste europäische Performance Archiv1986 "Anthropognostisches Tafelgeschirr", eine Skulptur des Wandels, Ethnographische Studien."DAS PARADIES", eine Skulptur als Reise durch skulpturale und photographische Welten.1987 Das Hans im Glück Syndrom , zu einer Theorie der Performance aus dem Verständnis der EntropiePerformances - Vorträge - Seminare - Installationen - Photographie - Objekte - etc.1990 Organisationen / Projekte:The Current Affairs, ein performatives Informationsnetzwerk / A S A - European - Das Performance Netzwerku.a. "Quantenpool Köln" "Die Gabe" "Rent an Artist".1995 Initiator und Mitgründer der Permanenten Performance Konferenz (Bis zum Jahr 2003 12 Konferenzen)1997 Kontextualisierung, ethnographische- und anthropognostische Strukturen. Grundlagenforschung zu einer Theorie der Performance Art und verwandte Künste. Studien vorwissenschaftlicher Felder, Intermedia, ...Herausgeber der jährlichen Internet-on-line Performance Art Zeitschrift - slaps banks plots2001 Gründung des E.P.I. Zentrum. Das Europäisches Performance Institut2004 - Wie die Jahre vorher.



Samstag, 6. November 2010

Prättigauer Wandersmann




Jetzt ist der "Prättigauer Wandersmann, Marin Walch, mit seinem Filmprojekt in Klosters angekommen der letzten Gemeinde des Prättigau. Es wird wohl nicht mehr lange dauern und das Resultat der Reise wird öffenbtlich sichtbar werden. Wie wann und Wo erfahren Sie zur gegeben Zeit in diesem, Blog und auf der Agenda

Samstag, 5. Juni 2010

die hängenden Tiere

Am 5. Juni wurde zum ersten Mal ein Tabutier in Klosters gesichtet. Es sieht so aus als würden sie sich langsam über das ganze Tal verbereiten. Wir werden dem Geschehen unsere Aufmerksamkeit schenken ...

Dienstag, 1. Juni 2010

die besprochene Sammlung




Birgit Kempker, die besprochene Sammlung, Dienstag 11.Mai 2010. Auf Besuch bei Peter Guler.


Die Sammlung von Peter Guler,

die er mir zeigt, sind Puzzles von ihm selbst, sagt er. Ich frage nach, ob sie wirklich Teile von ihm selbst seien, oder Stellvertreter, also für Teile von ihm selbst stünden, oder symbolische Besetzungen seien. Nein, wirklich Teile, sagt Peter Guler. Und wenn einem dieser Teile etwas geschähe? Ja, dann geschähe es auch ihm selbst. Dem Milchtopf. Der Schreibfeder. Ich übersetze die Namen für diese Gegenstände ins schriftdeutsche und weiss, ich tue damit etwas für Peter Guler Grenzwertig. Überhaupt, indem ich dieses Sammeln von Mosaiken von mir aus zu verstehen, oder eher anzusehen versuche, bin ich in Gefahr, identitätsräuberisch vorzugehen, denn ich mache daraus meine Sicht der Dinge, die da für mich schon auf dem Tisch in der Laube vorbereitet liegen. Ich kann sie aber nicht anders sehen, als mit meinen Augen in meinem Kopf, und darin ist anderes los als im Kopf von Peter Guler, doch teilen wir den Respekt vor dem, was da ist, auch wenn man es nicht so direkt sieht. Es ist spürbar in der Atmosphäre.

Irdeni Milchbecki. Ds Chopfräf. Ds Menichummed. Ds Rüggchübeli. D Chämma. Di Tringgetta. Miis Hüüschi. Ds Nanisch Fäderahalter. Das und viele andere sind Relikte aus seiner Kindheit. Erinnerungsstücke. Nabelschnüre. Übrig gebliebene Heimat und Schmiere, mit denen er seine Seelenfäden gegen das Heimweh gesalbt habe, übersetze ich, obwohl es nicht geht.

Nur er habe die in den Dingen gespeicherten Erfahrungen und Bezüge. Magische Verwurzelungen. Tief in die Erde reichend. Die Plazenta der Geborenen wurde im Keller dieses Hauses seit Generationen vergraben, ein Ritual, in dem er nun lebt. Ich meine das so, er lebt im Ritual und im Haus, gleichzeitig. Es bringe der Familie Glück. Es ist das Geburtshaus seiner Grossmutter. Fast alle in der Familie hätten ihm davon abgeraten, dieses baufällige Haus aus dem 18. oder sogar 17. Jahrhundert nach der Teilung des Erbes zu übernehmen. Er habe sofort im Winter, in den ersten Ferien, mit dem Hausgeist Baltasar Kontakt aufgenommen und die Seele vom Haus, die Altvordersten aufgespürt, kalt wars schon gewesen im ersten Winter, aber er habe sich halt ins Haus verliebt. Später hat er den Boden des Erdgeschosses gesenkt, das Dach des ersten Stockes gehoben, sodass man drin gehen kann, aber so weit es geht, die Dinge gelassen, wie sie sind.

Wir sprechen über Identität, warum diese zu verteidigen sei und immerzu angegriffen werde. Wir sprechen über die Kraft der Hauszeichen, Runen, Namen, Wappen, und über ihre weisse und schwarze Magie. Peter Guler schenkt mir einige dieser Geschichten aus Haus und Garten, die er 2009 aufgeschrieben hat in seiner Sprache. Das Walserdeutsche ist für ihn ein wichtiger Ort der Überlieferung, Bewahrung, Kulturträger und Zeitzeuge, ein lebendiges Medium, eine Herzensangelegenheit. Er schenkt mir auch das Buch über die Runen, in denen er nicht alles verraten habe, was er bei seinen Studien in Erfahrung gebracht hat, wegen der Gefahr des Missbrauchs solchen Wissens. Hitler habe 13 Runenmeister als Berater gehabt.

Er hat als Halbwaiser sehr früh Verantwortung übernehmen müssen, 6 Monate Schule, 6 Monate Ferien, das hiess Ziegen und/oder Kühe hüten den ganzen Tag. Eine strenge Mutter. Ich bekomme besonders ein Gefühl für die Bedeutung der Grossmutter, in deren Haus ich hier mit Peter Guler spreche, ds Nani, sie wäre jetzt 124 Jahre alt, sie ist mit 80 gestorben. Peter Guler zeigt mir die Feder, mit der ds Nani geschrieben hat und erzählt wie, nämlich wie ein Adler, über dem Papier kreisend, auf Beute lauernd, dann plötzlich den ersten Buchstabend setzend, dann wieder Tinte, kreisen, kreisen und zustechen. Das Schreiben war für ds Nani damals eine bedächtliche Handlung. Nein, sie haben die Feder nicht ausprobieren dürfen, sie sei nach Gebrauch gesäubert und dann im Nähtischchen verschlossen worden. An jedem Gegenstand hängen wie mit unsichtbaren Fäden Handlungen, Situationen, eigene Zeit von früher, die nur er erlebt hat, die nur ihm gehören.

Wenn ich mir Heimatkundemuseen vorstelle, dann verstehe ich sehr, dass hier Geschichte ausgeräubert wird und leer gesogen, alles weg, alles Didaktik, Ordnung, Vermittlung, als ob dadurch den Gegenständen die Aura abgeschnitten würde, als ob sie verkümmerten in einer so sterilen und sie vor allem annektierenden Umgebung. Ich verstehe etwas mehr, es geht auch um das Missverstanden werden, das nicht gesehen werden, oder eben schlimmer: falsch gesehen werden, es geht um das Übersetztwerden, was in Peter Gulers Fall, für ihn nicht angenehm, nicht mal zu akzeptieren ist. Weil dabei so vieles verloren geht? Weil es, das Missverstandene, in einen fremden Bereich hinein geraubt wird? Es geht um Autonomie. Das verstehe ich. Um die Bewahrung des Eigenlebens. Um den eigenen Willen und das Unbehagen, einem fremden Willen zu Willen zu sein, und sei es nur passiv, als Objekt des Verstandenwerdens, Gelesenwerdens. Und das hat mit dem Eigenleben der Dinge und Wesen zu tun. Also geht es ums Wesentliche. Darum, Wesentliches nicht zu veräussern. Als würde man es dadurch verraten. Sich selbst prostituieren. Sich keinem fremden Willen beugen. Und: es recht tun. Der Rat vom Nani, er müsse ja gar nicht gehorchen, als kleiner Bub, er müsse es nur recht tun. Es richtig machen. Es gut machen. Das Richtige richtig gut machen. Gegen die Mutter habe er rebelliert, aber ds Nani hatte eine so weise Art, ich hätte ds Nani gerne kennengelernt, etwas hab ich es auch.

Freitag, 29. Januar 2010

Prättigauer Wandersmann



Das für das Museum in Bewegung 2010 geplante Videoloop, ein medialer Rundlauf durch die 14 Gemeinden des Prättigau mit seinem Alpenland, entwirft eine Komprimierung von Raum und Zeit. Mit Hilfe manueller Kameraführung und Digitalzoom, sowie pointiertem Einsatz des Originaltons soll eine raum- und zeitkritische, symbolhafte Collage gelingen, welche neben ihrem humoristischen Ansatz offensichtlich die Schnelllebigkeit unseres Daseins, aber auch allgemein die Dimensionen unserer Erlebnis- und Wahrnehmungsfähigkeit anzudeuten versucht

Martin Walch